Soziale Beobachtung: Schlechte Laune und Scheinzufriedenheit

Der Mann der sich mit der Aktentasche fluchend durch die Menge drückt….

Jugendliche die auf den Boden spucken statt zu grüßen…

Hausmeister mit einer Allergie für kindliche Spielfreude…

Einsamkeit
Vincent van Gogh (Quelle: wikimedia.org)

All das…und noch viel mehr, präsentiert uns die bürgerliche Gesellschaft als Alltag.Auch ein anderes Prinzip ist gängig: Die Kotze die einem seviert wird schlucken und weiter nach unten kotzen.
Der Boss lässt seinen Stress am Abteilungleiter aus, der Abteilungsleiter gibt ihn an den Vorarbeiter weiter und der pampt seine Kollegen an. Und so sehr sich auch in unserem Inneren etwas gegen dieses Prinzip sträubt und so sehr wir auch die Hausmeistertypen und ihren Tonfall verachten. Seien wir ehrlich:

Wer hat nicht schon mal seinen Frusst aus der Schule an seinen kleinen Geschwistern oder seinen Eltern rausgelassen?

Welche Eltern hat nicht schon mal die gute Laune der Kinder, nach einem langen Arbeitstag, zur Weißglut gebracht?

Im Kapitalismus scheint schlechte Laune genauso schnell zu zirkulieren wie Ware und Geld.

Die bürgerliche Gesellschaft hat aber auch ein passendes Selbstverarschungspaket im Angebot. Es beeinhaltet: Ein Abo für ein tägliches Instagram Bild auf dem man sich als lässigen und glücklichen Typen darstellt. Ein morgerntliches Frühstück mit stumpfsinniger Wohlfühl-Musik, wahlweise Pop, wahlweise Schlager. Außerdem gibt es Pseudophilosophische Sprüche wie „Lebe den Moment“, „Sei du selbst“ oder den hohlsten von allen: „Don´t worry be happy.“

Das ist eben die „Lösung“ die der Kapitalismus uns bieten kann: „Macht euch keine Sorgen seid glücklich.“ Als wären Obdachlose grundlos durchgehend besoffen und als könnte man ein Burn-Out durch „glücklichsein“ kurieren. Gute Laune ist das Ergebnis gewisser Umstände und schlechte Laune ebenso. „Don´t worry be happy“ ist wie einem Hungernden zu sagen: „Sei nicht hungrig, sei satt.“ Genauso zynisch verdummt uns die poppige Wohlfühl-Kultur.

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Diese Lebensweise wird insbesondere von Hipstern, also Menschen die das Geld haben ihre Welt auf Cafes und Diskotheken zu beschränken, gelebt. Das Hipstertum ist Denkfabrik der gedankenlosen Scheinzufriedenheit. Verschwendet eure Zeit nicht mit Kämpfen und Streiten denn „YOLO – You only live once.“ Das Selbe gilt natürlich für den revolutionären Streit gegen bürgerliche Ideologie und für den Klassenkampf. „Warum schon etwas anstrengendes tun wenn man auch einfach shoppen gehen kann?“, „Warum um die Bäckerei kämpfen, man kann doch Kuchen essen?“
Wer da nicht mitmacht ist uncool. Darum sperrt man negative Gefühle in die Privatheit und macht sich kaputt im Namen des „Betriebsklimas.“ Darum werden die Kinder von Hartz4 Empfängern für ihre Armut gehänselt bis sie anfangen sie zu verstecken. Nicht die Täter schämen sich sondern die Opfer.

Eine gesamte Gesellschaft deckt ihre Wunden mit diesem Selbstverarschungspaket zu, anstatt sie zu verarzten. Jemand der versucht seine Schmerzen zu ignorieren wird schon gar nicht nach den Ursachen für diese Schmerzen fragen. Um ein Problem zu lösen muss man sich das Problem anschauen, aber wir schauen leider in der Regel weg.

Eines sollen wir nicht rausfinden: Das es zwischen Lohnarbeit, Arbeitslosigkeit, Konkurrenz auf der einen Seite und Familienstress, Schlägereien und Unhöflichkeit auf der andern Seite einen unmittelbaren Zusammenhang gibt.

So gehen die Leute weiter brav zum Yoga oder nehmen ihre Drogen. „Worries“ vergessen sie dadurch kurzfristig, aber ob sie langfrisitg „happy“ werden ist eine andere Frage….

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